Harninkontinenz
Harninkontinenz ist eine Komplikation, die gelegentlich nach der Kastration auftritt (Sphinkter Inkompetenz Syndrom). Sie betrifft vornehmlich Hündinnen, kann aber auch Rüden betreffen. Auch angeborene Fehlbildungen der unteren Harnwege können trotz erfolgreicher Korrektur zu einer Inkontinenz führen. In den meisten Fällen lässt sie sich gut medikamentös behandeln.
In manchen Fällen geht das nicht. Besonders große Hunde können teilweise trotz Medikamenten den Urin nicht halten. In diesen Fällen muss operiert werden.
Je nach Indikation und schwere der Inkontinenz werde unterschiedliche Methoden empfohlen:
1. Endoskopische Injektion von Bioimplantaten in die Harnröhrenschleimhaut
Bei dieser Methode (engl. urethral bulking) wird mit einem gut verträglichen Medikament aus der Humanmedizin die Schleimhaut der Harnröhre aufgespritzt. Dadurch verengt sich der Durchmesser der Harnröhre. Durch Veränderung der Druckverhältnisse in Blase und Harnröhre kann der Hund den Urin wieder halten. Dieser Eingriff erfolgt minimal invasiv, ohne Schnitt (Operation) und ambulant. Wir nutzen die natürlichen Körperöffnungen, um ihren Hund zu behandeln. Viele Vorteile, aber nur in circa 60 Prozent der Fälle auch langfristig erfolgreich: Maximal wurde eine Wirkung von sieben Jahren beobachtet, gemittelt können um die 3 Jahre erwartet werden. Die Behandlung unter Verwendung von Kollagen, 2,5 iPAAG oder Hyaluronsäure/Dextranomer kann allerdings ebenso schonend wiederholt werden. Wir führen diese Behandlung ambulant durch.
Derzeit ist 2.5 iPAAG am erfolgversprechendsten. 2.5 iPAAG ist chemisch inert und nicht abbaubar, so dass das Gel nicht absorbiert wird. Bei Hunden wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie lange die Wirkung anhalten wird. Bei Frauen existieren Studien, die bereits über mehr als 7 Jahre gehen.
2. Kolposuspension
Bei jüngeren Hündinnen – und seit einigen Jahren auch zur Prävention bei Hunden mit einem hohen genetischen Risiko (Beckenblase) bereits während der Kastration - empfehlen wir die Kolposuspension. Auch hier liegt die Grenze in der Erfolgsrate, die ebenfalls nur bei circa 60 Prozent liegt. Die Methode erfordert einen chirurgischen Eingriff vor dem Becken.
3. Künstlicher Schließmuskel aus Silikon (Hydraulischer Okkluder)
Eine relativ neue Methode und eigentlich sehr vielversprechend. Falls aber Komplikationen auftreten, können diese sehr schwerwiegend sein. Trotzdem für schwere Fälle, vor allem bei Rüden, die Methode mit der besten Aussicht auf Erfolg. Eine Silikonmanschette wird um die Harnröhre gelegt und ist mit einem sogenannten Port verbunden. Am Schenkel unter der Haut platziert, wird es über den Port ermöglicht, per Injektion von außen die Füllung der Manschette an die Bedürfnisse des Hundes anzupassen. Aufgrund der Materialkosten des Implantates die teuerste Methode. Die Tiere sollten solange stationär bleiben, bis ein ungestörter Harnabsatz garantiert werden kann. In der Regel ist dies innerhalb von zwei Tagen der Fall.
4. Vasopexie beim Rüden
Ein Eingriff, der durch minimal invasive Chirurgie sehr schonend ausgeführt werden kann, aber leider nur eine geringe Erfolgsrate hat (circa 30 Prozent). Trotzdem kann diese Maßnahme bei jungen inkontinenten Rüden mit anatomischer Veranlagung ohne Risiko und nennenswerte Komplikationen sinnvoll sein.
Für weitere Informationen rufen Sie uns an oder schreiben eine E-Mail: urologie@tierarzt-meerbusch.de